Bereits eine Stunde vor Beginn unserer Kundgebung befand sich um den Johannisplatz ein absolut unverhältnismäßiges Aufgebot an Polizeikräften. Neben drei Kamerawagen, zwei als Krankenwagen getarnten Fahrzeugen und einem Lautsprecherwagen begleitete auch ein Hubschrauber unsere Kundgebung und die anschließende Demo. Mehrere zivile Beamte wurden noch vor Beginn der Demo gesichtet und immer wieder musste vom Lauti darauf hingewiesen werden, dass diese in unserer Demo nichts zu suchen haben.
Ganz im Gegensatz zu den Aufmärschen von Nazis in Zwönitz hatte die Polizei von Anfang an ein Großaufgebot mit mehreren Hundertschaften vor Ort. Auch Wasserwerfer befanden sich laut Twitter an der Messe. Das der Staat seine Kinder so behandelt, ihre Ängste und Forderungen nur dann ernst nimmt, wenn sie aus der rechten Ecke kommen, sagt viel über die sächsischen Verhältnisse aus.
Trotz dieser durchgängigen Belagerung kamen, wie schon in den letzten beiden Jahren, mehr als 500 Teilnehmer*innen zum Revolutionären Tag der Jugend mit uns auf die Straße. Diese zogen geschlossen und zügig, unter ständigem Rufen von Parolen, durch die Südvorstadt bis zum Endpunkt am Wiedebachplatz.
Am Rande der Auftaktkundgebung kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Teilnehmer*innen und einem angeblich linken Fotografen. Da dieser Fotograf im großen Stil Täter von sexuellen Übergriffen in Schutz nimmt und die Erfahrungen der Opfer herunterspielt, forderten ihn die Teilnehmer*innen auf, die Kundgebung zu verlassen. Hinzugezogene Ordner*innen wiesen ihn mehrmals darauf hin, dass sich Teilnehmer*innen durch seine Anwesenheit unwohl fühlen und baten ihn, sich nur am Rand der Kundgebung aufzuhalten. Nach mehrfachen Ansprachen kam er den Aufforderungen nicht nach und beschwerte sich anschließend bei der Polizei.
Während des gesamten Demonstrationszuges, der wie zu erwarten ohne Zwischenfälle lief, standen Polizist*innen in den Seitenstraßen oder sperrten diese mit Einsatzfahrzeugen ab. Warum es notwendig war, eine Demonstration von Kindern und Jugendlichen zu behandeln, als hätte man es mit Kriminellen oder Hooligans zu tun, bleibt wohl Geheimnis der Einsatzleitung.
Nachdem die Demonstration den Wiedebachplatz erreicht hatte und die Abschlusskundgebung begann, erfuhren wir, dass in der Arno-Nitzsche-Straße eine polizeiliche Maßnahme stattfand. Die Teilnehmer*innen bewegten sich daraufhin in Richtung der Arno-Nitzsche-Straße und forderten die Polizei auf, die Maßnahme zu beenden. Darauf reagierte die Polizei aggressiv und schubste die Teilnehmer*innen.
Wenige Minuten nach dem Ende der Abschlusskundgebung erfuhren wir außerdem, dass es auf der Bornaischen Straße zu einer grundlosen und brutalen Festnahme kam. Dabei soll mindestens eine Person ohne Vorwarnung in einen Streifenwagen gezerrt und weggebracht worden sein.
Erfreulich war, dass wir uns trotz aller Einschüchterungsversuche nicht davon abhalten lassen haben, unsere Demo durchzuführen. Durch unser Hygienekonzept, welches das Tragen von Masken und Abstandhalten vorsah, konnten wir erneut zeigen, dass nicht-stationäre Kundgebungen auch während der Corona-Pandemie möglich sind, ohne unsere Mitmenschen zu gefährden. So haben wir auch dieses Jahr wieder gezeigt, dass wir unsere Zukunft ernst nehmen und dafür kämpfen werden. Fight for your future!